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Chaos nach Wintereinbruch

Bericht vom 24.01.2007
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Im Laufe des 24. Januar kam es in Süddeutschland in Folge des starken Schneefalls zu teils massiven Verkehrsbehinderungen, wobei der Landkreis Böblingen mit am stärksten betroffen war. Wie die folgenden Zeitungsberichte zeigen, war es auch für die Feuerwehr Leonberg ein ereignis- und arbeitsreicher Tag.

Die Nacht, in der plötzlich der Winter hereinbricht

Im Tag- und Nachteinsatz wird von der Leonberger Feuerwache aus das größte Verkehrschaos im Südwesten gemanagt

Leonberg. Mitten in Leonberg, in der Hauptwache der Feuerwehr, laufen beim großen Wintereinbruch für die Helfer alle Fäden zusammen. Das Protokoll mehrerer Stunden voller Anspannung.

Von Thomas K. Slotwinski

Dienstagabend, 18.30 Uhr: Der Schnee in und um Leonberg wird dichter. Und im dicksten Berufsverkehr bilden sich auf den Autobahnen Staus. Otto Kretschmer und seine 25 Leute vom Technischen Hilfswerk rücken aus, um die Polizei zu unterstützen. Nicht nur für sie beginnt eine lange Nacht.

23 Uhr: Es wird ernst. Die ersten Wagen bleiben liegen. Mit schweren Einsatzfahrzeugen schleppen die THW-Helfer Lastwagen und Autos ab, um den Verkehr einigermaßen im Fluss zu halten. Eine Sisyphosarbeit: denn es schneit unentwegt.

Mittwochmorgen, 3 Uhr: Für Stadtbrandmeister Günter Widmaier und seine Leute ist die Nacht zu Ende. Auch Kreisbrandmeister Helmut Feil wird durch das laute Schellen des Telefons aus dem Schlaf gerissen. Er eilt nach Leonberg. Die dortige Feuerwache mit dem benachbarten Rot-Kreuz-Ortsverein hat sich schon häufig bei Großeinsätzen als Stabsstelle bewährt. So auch jetzt.

4 Uhr: In den Feuerwehrhallen in der Leonberger Römerstraße herrscht reger Betrieb. Auch der Revierleiter Klaus Leitz von der Autobahnpolizei aus Ditzingen und sein Stuttgarter Kollege Wolfgang Daub treffen ein. Gemeinsam mit den Feuerwehrchefs Feil und Widmaier gehen sie auf Lageerkundung.

5 Uhr: Die Spähtrupps übermitteln keine guten Nachrichten in die Kommandozentrale. Die Schneefälle sind weitaus heftiger, als die Wettermeldungen des Vorabends vermuten ließen. Die Feuerwehrmänner und die Helfer des Roten Kreuzes erhalten die Order, sämtliche Einsatzfahrzeuge mit Schneeketten auszurüsten. Nicht auszudenken, wenn in diesem Chaos auch noch die Helfer stecken bleiben würden.

An der A 8 zwischen dem Dreieck Leonberg und Heimsheim herrschen mittlerweile wirklich chaotische Zustände. Durch die Bauarbeiten ist die Fahrbahn mit zwei Spuren gerade noch 5,70 Meter breit - und samt und sonders blockiert. Nichts geht mehr. Hunderte von Menschen stecken in Autos oder Lastwagen fest. Und der Berufsverkehr hat noch nicht einmal angefangen.

6 Uhr: Einsatzleiter Klaus Leitz macht aus seinem Unmut keinen Hehl. Trotz der schwierigen Wetterverhältnisse wäre die Gesamtlage weitaus entspannter gewesen, wenn nicht etliche Lastwagen bei waghalsigen Überholmanövern liegen geblieben wären. "Damit waren beide Fahrbahnen dicht, und es ging überhaupt nichts mehr", ärgert sich der Polizist noch Stunden später. Das Schlimme ist: Durch die Blechlawine gibt es auch für die 3,20 Meter breiten Schneepflüge kein Durchkommen. Der Schnee von oben nimmt darauf keine Rücksicht.

7 Uhr: Erste Verschnaufpause für 50 Helfer des Roten Kreuzes. Neben den Leonbergern sind Kollegen aus Böblingen, Esslingen, Heilbronn und Ludwigsburg gekommen. Über Leitplanken haben sie sich zu den Eingeschlossenen vorgekämpft, um sie mit Decken, heißem Tee und belegten Broten zu versorgen. Doch nicht alle reagieren dankbar. "Wir wurden gefragt, warum wir erst jetzt kommen", berichtet der DRK-Bereitschaftsleiter Herbert Mann. "Doch die meisten haben uns mit offenen Armen empfangen." Besonders dankbar ist eine völlig erschöpfte junge Mutter, die mit ihrem Kind nach Basel unterwegs ist. Sie kann sich mit ihrer Kleinen in der Leonberger Feuerwache erholen.

8 Uhr: Nachdem die Autobahn Richtung Karlsruhe schon seit 2.30 Uhr gesperrt ist, wird nun auch zwischen Heimsheim und Stuttgart eine Vollsperrung erlassen. Das Leitungsgremium um Klaus Leitz, Helmut Feil und Günter Widmaier hat einen kühnen Plan: Um Platz für Schneepflüge und Räumfahrzeuge zu schaffen, aber auch um liegen geblieben Lastwagen beiseite zu räumen, müssen die Betonmauern links und rechts der Autobahn weg!

Mit der Absperrung werden Fahrbahn und die Autobahnbaustelle getrennt. Doch nun stört sie. 60 Männer von der Leonberger Feuerwehr, unterstützt von 20 Kameraden aus Ditzingen und Gerlingen sowie den 23 THW-Kräften, rücken mit 23 Fahrzeugen vor. Mit großen Kränen werden die Betonwände herausgehoben. Der Verkehr nach Norden wird unterdessen über Heilbronn oder über Landstraßen umgeleitet.

9 Uhr: Die Arbeiten auf der lahmgelegten Autobahn sind in vollem Gange. Während die meisten Autofahrer hellwach und froh sind, wenn sie Meter um Meter vorankommen, haben sich viele Trucker in ihre Kojen gelegt, egal, wo ihre Fahrzeuge gerade stehen. Sie werden von den Helfern geweckt. Die Männer von THW und Feuerwehr hieven die Lastwagen Stück für Stück an den rechten Fahrbahnrand. Auch die Helfer sind sauer "auf die Unvernunft einiger weniger", wie es der Kreisbrandmeister ausdrückt. "Wären sie rechts herangefahren, hätte man Staus in dieser Dimension vermeiden können."

10 Uhr: Die ehrenamtlichen Helfer - die meisten von ihnen sind seit zwölf Stunden auf den Beinen - haben nicht nur mit Aufräumarbeiten zu tun. Autos müssen mit Sprit versorgt werden, bei anderen geben die Batterien den Geist auf. Allen wird geholfen.

11 Uhr: In der Einsatzzentrale in der Leonberger Feuerwache herrscht keine Hektik, aber angespannte Betriebsamkeit. Leonbergs Erster Bürgermeister Helmut Noë, zuständig für Katastrophenschutz, macht sich ein Bild von der Lage. Auch in der City ist es eng geworden. Viele Autobahnflüchtlinge belasten das Stadtzentrum. Und etliche Fahrer wagen sich angesichts des anhaltenden Schnees nur im Schritttempo voran.

11.30 Uhr: Der Engelbergtunnel wird Richtung München gesperrt. Polizei-Einsatzleiter Klaus Leitz befürchtet Staus mitten in der Röhre und Platzangstsymptome bei den im Dunkeln festsitzenden Autoinsassen.

12 Uhr: Das Koordinationsteam zieht ein erstes Zwischenresümee. Und das ist, trotz oder gerade wegen der angespannten Situation, überaus positiv: "Die enge Zusammenarbeit von allen Beteiligten - Polizei, Feuerwehr, THW und Hilfsorganisationen - hat sich bewährt", lobt Kreisbrandmeister Helmut Feil. "Nur wenn alles in einer Hand bleibt, können große Probleme wirkungsvoll angegangen werden."

19 Uhr: Der nicht endende Schnee, der abendliche Berufsverkehr, vor allem aber Lastwagenfahrer, die allem Verkehrschaos zum Trotz nach wie vor rechts fahren und dann dort liegen bleiben, haben dem Optimismus der Polizei einen Strich durch die Rechnung gemacht. Auf der A 8 geht zwischen Leonberg und Heimsheim weiterhin nichts. Auch auf der A 81 staut sich der Verkehr vor dem Dreieck auf 25 Kilometer. Die Helfer von DRK, THW und Feuerwehr stellen sich auf eine weitere Nachtschicht ein.

Leonberger Kreiszeitung

Schiebende Busfahrgäste und haufenweise Blechschäden

Polizei zieht Bilanz: Weit mehr als 400000 Euro Sachschaden

Leonberg. Teuer und zeitintensiv haben sich die Wetterverhältnisse gestern für die Autofahrer ausgewirkt. Neben stundenlangen Staus bilanzierte die Polizei dutzende von Unfällen im weiteren Umkreis von Leonberg, bei denen es Sachschaden von mehr als 400 000 Euro gab.

Von Michael Schmidt

Die Schadensbilanz durch Eis und Schnee dürfte nun vor allem die Autowerkstätten und Versicherungen beschäftigen. Wie die Polizei mitteilt, wurde bei den zahlreichen Rutschpartien zwischen Heimsheim und Waldenbuch aber niemand ernsthaft verletzt. Während in die vielen Glätteunfälle vor allem die Fahrer von Autos und kleineren Lieferwagen verwickelt waren, hätten die Staus auf der Autobahn und den Landstraßen vor allem Lastwagen verursacht, so die Polizei. Besonders bemerkten dies auch die Autofahrer zwischen Leonberg, Renningen und Malmsheim. Auf der kleinen Landstraße nach Perouse blieben gleich drei Lastwagen hängen, erst mittags lief hier der Verkehr wieder.

Keine gute Idee war auch die Aktion eines 27-jährigen Fernfahrers am Dienstagabend, der die steile Rutesheimer Straße beim Leonberger Kreiskrankenhaus mit einem Lastzug abwärts fahren wollte. Auf der spiegelglatten Straße kam das Schwergewicht ins Rutschen, Anhänger und Zugmaschine verkeilten sich. Mehr als zwei Stunden blieb damit auch die Zufahrt zum Krankenhaus gesperrt.

Das Thema öffentlicher Nahverkehr definierten die Fahrgäste der Linie 92 neu: Gegen 7.30 Uhr schlitterte der Bus in Richtung Stuttgart über den Leonberger Marktplatz, kam beim Anfahren nicht mehr von der Stelle. Erst die tatkräftige Schubhilfe durch die Fahrgäste und einige Eimer Streusalz halfen, den tonnenschweren Bus wieder auf Kurs zu bringen - der aber kurz darauf in der Stuttgarter Straße erneute Probleme mit der Haftung hatte, wie so viele Linienbusse in und rund um Leonberg.

Mit 17 Verkehrsunfällen wegen Eis und Schnee in der Nacht zum Mittwoch war übrigens das Polizeirevier Leonberg (ohne Autobahnen) einsamer Spitzenreiter im Landkreis Böblingen, wo insgesamt 38 witterungsbedingte Unfälle gezählt worden sind.

Leonberger Kreiszeitung