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LKZ: Ein Spiel mit dem Feuer ist allein die Folterkammer

Bericht vom 26.08.2008
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Aus der Leonberger Kreiszeitung vom 26.8.08:

Ein Spiel mit dem Feuer ist allein die Folterkammer
FEUER Anna-Lena Storkenmaier und ihre Ausbildung zur Feuerwehrfrau

DAS FÜNFTE ELEMENT

"Je heller das Feuer scheint, desto leichter ist es gelöscht." Der römische Dichter und Philosoph Seneca hat seine ganz eigene Meinung zur Brandbekämpfung. Aber die Philosophie nützt nichts, wenn in der Realität ein Feuer ausbricht. Gut, wenn dann ein Feuerlöscher im Haus ist. Aber wie wird der überhaupt bedient? Die Fachfrau Anna-Lena Storkenmaier: "Zunächst muss man den Feuerlöscher entsichern und den Löschschlauch gut festhalten. Dann kippt man den auf dem Boden stehenden Löscher leicht und betätigt - wie beim Tanken - den Auslöser. Es sollte stoßweise und wenn möglich in Windrichtung gelöscht werden. Wenn mehrere Feuerlöscher zur Verfügung stehen, sollte man sie gleichzeitig einsetzen. Nach Gebrauch eines Feuerlöschers muss man ihn unbedingt wieder auffüllen lassen." Auch die regelmäßige Wartung - im Normalfall alle zwei Jahre - der Feuerlöscher ist wichtig. Auf der Tüv-Plakette kann abgelesen werden, wann die nächste Wartung fällig ist. Aber nicht jeder Feuerlöscher kann alle Brände löschen. Mit einem A-Löscher können Feststoffe gelöscht werden, mit einem B-Löscher Flüssigkeiten und mit einem C-Löscher Gase. Ein ABC-Feuerlöscher ist außer bei Metallbränden bei fast allen Bränden einsetzbar.

IM ELEMENT

Leonberg. Mit Feuereifer ist sie dabei: Anna-Lena Storkenmaier ist die einzige Frau unter 26 Männern der Feuerwehrabteilung Leonberg-Warmbronn. Wenn"s brenzlig wird, ist sie in ihrem Element - und bleibt ganz cool.

Von Catharina Vögele

Alles fing vor fünf Jahren an. In den Sommerferien nahm Anna-Lena Storkenmaier an den Ferienkursen der Stadt Leonberg teil. "Die Leonberger Hilfsorganisationen stellen sich vor" faszinierte die damals 16-Jährige. "Durch den Ferienkurs ist mir klargeworden, dass ich ehrenamtlich etwas machen möchte", erzählt Anna-Lena Storkenmaier. Da Freunde von ihr schon bei der Jugendfeuerwehr waren, entschied sie sich dafür.

Zwei Jahre verbrachte sie bei der Jugendfeuerwehr. Mit 18 wechselte sie dann zur aktiven Feuerwehr. In der Abteilung in Warmbronn ist sie die einzige Frau. "Die Feuerwehr ist nach wie vor eine Männerdomäne", stellt die junge Frau fest.

Leonberg ist da eine kleine Ausnahme, hier hat es sogar relativ viele Frauen. In den vier Abteilungen in Leonberg, Höfingen, Warmbronn und Gebersheim sind insgesamt sechs weibliche Wehrleute aktiv. Dazu kommen noch sieben Mädchen, die bei der Jugendfeuerwehr tätig sind. Dass sie in Warmbronn die einzige Frau ist, macht Anna-Lena Storkenmaier nichts aus. "Ich will keine Sonderrolle einnehmen", sagt die 21-Jährige selbstbewusst.

Nur manchmal, wenn es ans Schleppen der schweren Geräte geht, beneidet die zierliche Frau ihre Kollegen: "Ab und an wäre es schon praktisch, einen Meter größer zu sein und 50 Kilogramm mehr zu wiegen." Aber gerade die körperliche Arbeit gefällt der jungen Frau bei der Feuerwehr. Die 21-Jährige lernt bei der Sparkasse und macht einen BA-Studiengang als Betriebswirtin. Bei ihrem Bürojob kommt ihr "die Abwechslung bei der Feuerwehr" gelegen. Sie ist sich allerdings auch bewusst, dass diese Abwechslung nicht ganz ungefährlich ist: "Bei den Einsätzen kann immer etwas Unvorhersehbares passieren. Trotz der guten Ausbildung und Ausrüstung: ein Risiko bleibt." Sie will nicht mit dem Feuer spielen. Für sie ist "der Respekt vor einem Brand" sehr wichtig. Denn "das Element Feuer ist letztlich vom Menschen nicht vollständig kontrollierbar".

Großen Spaß hat die Warmbronnerin bei ihrer mehrmonatigen Ausbildung vor allem beim Atemschutzlehrgang. Nur nach diesem bestandenen Härtetest darf man in Leonberg in einen Einsatzwagen steigen. Die Atemschutztauglichkeit muss allerdings jedes Jahr aufs Neue unter Beweis gestellt werden. Dazu müssen alle ehrenamtlichen Wehrleute einem schweißtreibenden Belastungstest standhalten. Mit einer bis zu 20 Kilogramm schweren Sauerstoffflasche auf dem Rücken und in kompletter Schutzausrüstung gehen jeweils zwei Kameraden gemeinsam auf die Teststrecke. Zunächst müssen die konditionellen Fähigkeiten auf dem Ergometer und beim Hinaufsteigen der "Endlosleiter", einer Art horizontaler Laufbahn, unter Beweis gestellt werden. Anschließend soll in einem verdunkelten und vernebelten Parcours ein Einsatz simuliert werden. Von außen sieht der Parcours wie aneinandergereihte Tigerkäfige aus. Fast jeder Einzelkäfig hat seine Tücken. Mal müssen die Feuerwehrleute durch eine enge dunkle Röhre kriechen, ein anderes Mal eine Schräge überwinden. Auch vor Löchern im Untergrund müssen sie sich in Acht nehmen. Erschwert wird das Ganze durch die simulierte Dunkelheit, den Nebel und die durch Heizstrahler erhitzte Luft. Zweimal muss die Folterkammer im Keller der Leonberger Feuerwache absolviert werden. Der Inhalt der Sauerstoffflasche muss dafür ausreichen. Doch damit ist das sportliche Fliegengewicht im Vergleich zu den Kameraden klar im Vorteil: "Ich verbrauche stets den wenigsten Sauerstoff."

Vor allem die Teamfähigkeit ist bei der Bewältigung des Parcours vonnöten. Gerade das fasziniert Anna-Lena Storkenmaier bei der Feuerwehr. "Einzelkämpfer tun sich bei der Feuerwehr schwer. Man sollte ein Teamplayer sein und eine gewisse soziale Kompetenz mitbringen", ist deshalb auch ihr Rat an alle, die sich dafür interessieren, zur Feuerwehr zu gehen. Der große Zusammenhalt und die tolle Gemeinschaft sind für sie Gründe, zur Feuerwehr zu gehen. Und für alle Mädels hat sie noch einen Geheimtipp parat. "Allein unter so vielen Männern zu sein, hat auch seine Vorteile", sagt sie mit einem Augenzwinkern.

Auch in Zukunft möchte Anna-Lena Storkenmaier diese Vorteile bei der freiwilligen Feuerwehr nutzen. Feuerwehrfrau als Beruf, das kann sie sich aber nicht vorstellen: "Ständig in Bereitschaft zu sein, wäre nichts für mich, und die Einsätze bei Notfällen können auch ganz schön an die Nieren gehen."

Feuer gefangen für die Arbeit bei der freiwilligen Feuerwehr hat Anna-Lena Storkenmaier schon lange, eines möchte sie jedoch klarstellen: "Feuerwehrleuten wird häufig nachgesagt, dass sie die besten Brandstifter seien. Auf mich trifft das in keiner Weise zu. Ich schaffe es nicht einmal, zu Hause meinen Kaminofen anzuzünden."