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Feuerwehrmann aus Passion

Bericht vom 29.06.2009
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Helmut Feil, Kreisbrandmeister, langjähriges Mitglied und seit diesem Jahr Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Leonberg geht in den Ruhestand. Die Leonberger Kreiszeitung veröffentlichte, anläßlich dieser Veränderung in der Kreisfeuerwehr Böblingen am 29.06.2009 folgenden Zeitungsartikel:

Feuerwehrmann aus Passion

Böblingen Nach 46 Jahren sagt Helmut Feil dem Landratsamt Adieu.

Von Günter Scheinpflug

Auf seinem Schreibtisch hat er, akkurat aufgereiht, einige Dokumente und Papiere vor sich, rechts liegt in Reih und Glied sein Schreibwerkzeug, links außen stehen zwei Gläser Bonbons. "Sie müssen jetzt bald wieder gefüllt werden", sagt Helmut Feil. Auf einer Ablage hat er sein Diensthandy, auf einem anderen Bord steht das Funkgerät, das ständig an ist. Nur ein Computer ist nicht zu entdecken. Der Kreisbrandmeister hat trotzdem alles im Griff.

Fast 30 Jahre ist er nun Kreisbrandmeister gewesen. Wie viele Einsatzstunden er hinter sich hat, sei nicht mehr zu ermitteln. Feil hat auch zahlreiche Urlaubstage verfallen lassen. An vieles kann er sich aber noch gut erinnern, zu gut.

Als 1978 die Erde im Zollern-Alb-Kreis bebte, war er mit 100 Mann der Stuttgarter Berufsfeuerwehr dort. Er zog verkohlte Leichen aus brennenden Häusern, Schwerverletzte starben in seinen Armen. Im Zuge des Katastrophenschutzes bei einem vermeintlichen Vogelgrippefall hat er die Autobahn sperren lassen, eine tote chinesische Flugente geborgen und Entwarnung gegeben. Jüngst half er der Polizei, einen flüchtigen Täter zu fangen, und leitete die Evakuierung beim Hochwasser in Weil der Stadt. Oft reichte es dabei kaum zu der kompletten Montur, stattdessen ging es in den Einsatz in italienischen Slippern, Jeans und T-Shirt, nur das Funkgerät in der Hand. "Er war ein Feuerwehrkommandant mit Leib und Seele", würdigte ihn der Landrat Roland Bernhard beim Abschied in der Böblinger Feuerwehrzentrale.

Manches muss Feil noch verarbeiten. Vieles wird er nie vergessen. Die risikoreichen Einsätze und die Konfrontation mit dem Tod. "Ich bin weitgehend ungeschoren davongekommen", sagt der gebürtige Stuttgarter und meint sein körperliches Befinden. Zu schaffen macht ihm noch das Schicksal seiner an einer langen Krankheit verstorbenen Frau: "Manchmal kann man einfach nicht mehr helfen." Seit Erlebnissen wie diesen ist der gelernte Maschinenschlosser, Ehrenmitglied der Leonberger Feuerwehr, "dünnhäutiger geworden". Früher hätte er den heraufziehenden Frühling nicht so bewusst wahrgenommen, wenn er nachts hinausgefahren ist, nicht den Duft des Flieders im Frühsommer genossen oder einen Sonnenuntergang beobachtet. Die Natur besänftigt ihn heute.

Feil hat seinen knitzen Humor in all den Jahren nicht verloren und kann als Conférencier mit seinen Anekdoten die Zuhörer in seinen Bann ziehen. "Man fühlt sich an Thomas Gottschalk erinnert", sagte der Landrat in seiner Laudatio. Der Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbands, Willi Dongus, würdigte zum Abschied Feils klare Ansage und den unerschütterlichen Idealismus. "Ich habe immer auf das persönliche Gespräch mit meinen Mitarbeitern gesetzt und mich dabei nie als der große Zampano gesehen", sagt Feil. Computer oder E-Mails hat er dabei nicht gebraucht. Seine Tür zum Dienstzimmer stand stets offen, so dass jeder zu ihm hereinschneien und mit Blick auf den Süßigkeitenvorrat fragen konnte: "Helmut, hasch du mir a Bombole?"