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1000. Teilnehmer beim Atemschutzgrundlehrgang

  • Bericht vom 17.11.2001
  • Furchtbares Prasseln dröhnt in den Ohren, und von irgendwoher klingen Schreie, vermischt mit Feuerwehrsirenen. Stockfinster ist es, dichter Qualm sorgt zusätzlich dafür, dass man die Hand vor Augen nicht mehr sieht.

    Auf dem Rücken hängt eine 16 Kilo schwere Ausrüstung, darunter eine schwere, feuerfeste Jacke, der handbreite Koppelgurt mit Feuerwehrbeil, weite Hosen, robuste Stiefel. Auf dem Kopf drückt ein Stahlhelm und schließlich jene Vollmaske, die wie eine Saugglocke um Wangen, Stirn und Kinn festklebt. Das Einzige, was wirklich einfach ist: Luft holen, dafür sorgen 1800 Liter Luft auf dem Rücken. Zusammengequetscht in einer Stahlflasche mit 300 bar.

    Nein, das ist nicht "Ground zero". Das ist, genau genommen, sogar noch tiefer: Die Übungsanlage für Atemschutz im Keller der Leonberger Feuerwache.

    Jährlich werden hier Dutzende von jungen freiwilligen Wehrleuten ausgebildet - von ebenso ehrenamtlichen Ausbildern der Feuerwehr. Seit 1982 laufen die Kurse und regelmäßigen Fortbildungen, zuletzt wurde 1994 die Anlage auf den neuesten Stand der Technik gebracht, um Wehrleute auf die härtesten Einsätze vorzubereiten. Rauch, Krach und engste Räume, sogar der Einstieg in Tanks kann hier simuliert werden.

    Erst mit der Entwicklung von Lungenautomaten und Pressluftdruckminderern in der Nachkriegszeit gelang es der Feuerwehr, ohne Eigengefährdung Menschen aus völlig verqualmten und brennenden Räumen zu retten. Nur: Dies will gelernt sein, "Atemschutz" ist immer noch Königsdisziplin innerhalb der Feuerwehrausbildung. "Bei der Feuerwehr Leonberg rückt keiner aus, der nicht den Atemschutzlehrgang bestanden hat", sagt Volker Röckle, der gemeinsam mit Andreas Enz die Ausbildung leitet. Sie werden unterstützt durch Rainer Weidle, Joachim Nowak, Marc Wendel und Wolfgang Zimmermann.

    Im engen Vorbereitungsraum sitzen die 18- bis 20-jährigen zukünftigen Wehrleute - darunter auch vier junge Frauen - und zurren sich die Ausrüstung auf den Rücken. Alles muss bombenfest sitzen. Den ersten steht der Schweiß im Genick, bevor sie überhaupt einen Atemzug durch Gummischläuche eingesogen haben. "Denen geht jetzt die Muffe", weiß Wolfgang Zimmermann aus eigener Erfahrung. "Wer es nicht zugibt, lügt." Das erste Mal sollen sie heute Abend auf die Strecke. Rainer Weidle sitzt in einem futuristischen Kontrollraum und fährt die Anlage hoch: Das ist der Fahrradergometer, eine "endlose" Leiter, die per Fließband die Teilnehmer klettern lässt - 30 Meter müssen sie "unter Atemschutz" locker schaffen.

    Und da ist jene Strecke, die aussieht wie ein Käfig. So ähnlich fühlt man sich darin: enge Metallgitter, Kletterpartien, null Sicht. Und als Herzstück: die Röhre. Ein circa drei Meter langer Tunnel, kein halber Meter im Durchmesser. "Das ist unser Sieb", erklärt Volker Röckle, der die Schüler zu Beginn durch das Gitterlabyrinth lotst. "Wer Platzangst hat, Beklemmungen wegen der Maske, für den ist spätestens hier Schluss." An der Röhre erfahren die jungen Wehrleute noch etwas anderes ganz elementar: Ohne Kameradschaft, Teamwork geht es nicht. Denn wie beim Einsatz auch, werden die "Atemschutztrupps" paarweise auf die Strecke geschickt. Der erste in der Röhre wird vom hinteren an den Fußsohlen geschoben, der nachfolgende vom Vordermann mit fester Hand herausgezogen. Diese einfachen, doch entscheidenden Handgriffe prägen sich sichtlich in die Herzen der jungen Retter ein; besser als alles, was noch so kreative Sozialpädagogen zum Thema "Vertrauen" erfinden könnten.

    Sie reden nicht groß darüber. Doch der Umgang miteinander, beim Abschnallen der Ausrüstung, beim erleichterten Herabziehen der Maske, ist anders geworden. Die jungen Leute, die sich zumeist aus den Jugendfeuerwehren rekrutieren, stehen nach dem Training beisammen, trinken Spezi, reden nur noch leise. Es ist nicht allein die Erschöpfung, die sich in den ernsten Gesichtern zeigt. Den meisten wird klar, dass sie nicht um ihrer selbst willen, sich dieser Schule und Prüfung unterziehen. Ab jetzt sind sie Retter. Freiwillig, versteht sich.

    Höhepunkt des diesjährigen Herbstlehrganges war die Teilnahme der
    1000. Absolventin der Leonberger Atemschutzlehrgänge, Dorothee Hachtel. Die 18-jährige freiwillige Feuerwehrfrau wird künftig die Abteilung Leonberg unterstützen. Jährlich werden mehrere Dutzend Wehrleute von ehrenamtlichen Ausbildern zu Lebensrettern geschult.

    Die Wichtigkeit dieses Lehrganges zum Selbstschutz der Wehrleute, aber insbesondere auch die Wichtigkeit ehrenamtlichen Engagements im Dienste der Allgemeinheit wurde vom eigens zur Ehrung erschienenen Bürgermeister Helmut Noe, sowie von Kreisbrandmeister Helmut Feil betont.
    Zusammen mit der Teilnahmebescheinigung bekam Dorothee Hachtel abschließend von Bürgermeister Noe einen Blumenstrauß überreicht.

    Allen Lehrgangsteilnehmern wünschen wir viel Erfolg bei ihren zukünftigen Einsätzen!

    Text: Michael Schmidt (Leonberger Kreiszeitung) und Feuerwehr Leonberg (Ergänzungen)
  • Bilder
  • Bürgermeister Noe gratuliert der 1000. Teilnehmerin
  • KBM Feil, Kdt Widmaier und Bürgermeister Noe überreichen die Ausbildungsnachweise
  • Bei der Praktischen Ausbildung in der Übungsstrecke
  • Das Geräte Bestücken war der angenehme Teil der Übung
  • Gruppenbild mit allen Teilnehmern und Ausbildern