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Achtung: Eichenprozessionsspinner

  • Bericht vom 07.07.2004
  • Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea)

    Der Eichenprozessionsspinner (Bild 1) ist ein Forstschädling, der an Cerr Eichen (Quercus cerris), Weißbuchen (Carpinus betulus) und anderen Eichenarten anzutreffen und in den meisten europäischen Ländern beheimatet ist. Die milden klimatischen Verhältnisse haben seit den 90iger Jahren die Vermehrung begünstigt und zu einer Massenvermehrung der Tiere geführt.

    Den Namen Prozessionsspinner verdanken die Tiere ihrer Gewohnheit in der Nacht aus ihren Nestern in die Baumkrone zu "prozessieren", um sich dort von den Blättern zu ernähren. Am Morgen kehren sie im "Gänsemarsch" wieder in ihre Behausung zurück. Nach dem letzten Larvenstadium verpuppen sich die Insekten und verlassen das Nest im Juli als unscheinbare, graubraune Motten.

    Einen von diesem Schmetterling bewohnten Eichenbaum erkennt man neben den ein wenig kahlgefressenen Ästen an einem auffälligen, weißgrauen bis braunem Gespinst, welches Teile des Baumes bedeckt. Die Raupen halten sich tagsüber auf der Schattenseite der Bäume auf.

    Da die Eichenprozessionsspinner nur auf der Suche nach einem neuen Wirtsbaum am Boden anzutreffen sind, ist ein direkter Kontakt eher selten. Davon sind meistens Kinder betroffen, die zum Beispiel die Raupen aufheben. Die wichtigste Übertragungsart ist die Verwehung von "Giftpfeilen" (Härchen des Spinners) mit dem Wind oder das Passieren befallener Bäume. Dabei werden die Patienten von den "Giftpfeilen" wie von einem "Giftpfeilhagel" getroffen.

    Aufgrund des Ausbreitungsverhaltens des Eichenprozessionsspinners können Bäume am Waldrand und einzeln stehende Bäume, auch in Wohngebieten, befallen werden. Daher ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Menschen mit den Raupen und deren "Gifthaaren" in Kontakt kommen.

    Ältere Raupen des Eichenprozessionsspinners sind mit mikroskopisch kleinen Brennhaaren versehen, die Giftstoffe enthalten, die toxische und/oder allergische Reaktionen wie juckende Nesselausschläge und Reizerscheinungen an Bindehaut und Atemwegen bis hin zu Asthmaanfällen verursachen können. Dabei muss man mit den Raupen selbst gar nicht in Kontakt kommen. Die aggressiven Raupen-Haare werden durch den Wind bis zu 200m weit getragen.

    Unmittelbar nach dem Kontakt entwickelt sich ein fast unerträglicher Juckreiz, dem ein Hautausschlag folgt.

    Die Giftigkeit der Härchen bleibt zumindest einige Monate, wenn nicht Jahre bestehen, daher ist das Entfernen auch alter Raupennester nötig. Aus der langen Haltbarkeit erklärt sich, dass Personen, die in betroffenen Gebieten leben, auch außerhalb der Larven- und der Puppenperiode Krankheitssymptome entwickeln. Auf jeden Fall sollte man sich von befallenen Bäumen fernhalten und keinesfalls Raupen oder Raupennester berühren.

    Es empfiehlt sich, Spezialfirmen oder die Feuerwehr mit der Entfernung des Eichenprozessionsspinners zu beauftragen, da eine Schutzbekleidung inklusive Atemschutzmaske erforderlich ist. Als sehr praktisch hat sich das Abflammen der befallenen Bäume erwiesen, da die Gefährlichkeit der Gifthaare minimiert wird.

    Sicherheitshinweise:

    - Raupen und Gespinste nicht berühren
    - Sofortiger Kleiderwechsel und Duschbad mit Haarreinigung nach Kontakt mit Raupenhaaren.
    - Empfindliche Hautbereiche (z.B. Nacken, Hals, Unterarme) schützen.
    - Auf Holzernte oder Pflegemaßnahmen verzichten, solange Raupennester erkennbar sind.
    - Bekämpfungsmaßnahmen nur von Fachleuten / Feuerwehr durchführen lassen.
    - Bei allergischen Reaktionen mit Asthma- und Atemnot Rettungsdienst mit Notarzt verständigen

    Ablauf einer Prozessionsspinner-Entfernung

    Wenn die Feuerwehr zur Entfernung von Eichenprozessionsspinnern anrückt rüstet sich zunächst ein Trupp mit Schutzanzug, sowie einer Atemschutzmaske mit Filter und Handschuhen aus. Anschließend wird der betroffene Baum mit einem Gasbrenner abgeflammt. Die Tiere, die hierbei auf den Boden fallen werden ebenfalls abgeflammt. Nach dem Abflammen wird der Boden in einem Umkreis von ca. 30m mit Wasser abgewaschen. Nach Abschluss dieser Tätigkeiten wird der Trupp wie nach einem Strahlenschutzeinsatz dekontaminiert bevor er die Schutzkleidung ablegen darf.
  • Bilder
  • Nahaufnahme der Raupe
  • Nest wird mit Gasbrenner zerstört
  • Hubstaiger mit Raupenantrieb für nicht befestigtes Gelände
  • Bis in 30m Höhe werden die Nester zerstört
  • Die unmittelbare Umgebung wird auch abgeflammt