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Rückblick: Orkan Lothar - 10 Jahre danach

Bericht vom 26.12.2009
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Heute vor 10 Jahren wütete Orkan Lothar über West- und Mitteleuropa.
Nordfrankreich, die Schweiz, Süddeutschland und Österreich wurden damals besonders hart getroffen. Auch die Stadt Leonberg blieb nicht verschont.

Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 271km/h auf dem Hohentwiel und 151 km/h bei Karlsruhe entwurzelte Orkan Lothar Bäume, deckte Dächer ab und Schornsteine knickten wie Streichhölzer.
110 Menschen verloren bei diesem Unwetter und den darauf folgenden Aufräumarbeiten ihr Leben.
Am Tag des Sturmes starben alleine in Baden-Württemberg 13 Menschen.

Die Schäden an Gebäuden, Infrastruktur und vor allem dem Wald waren enorm. Die Münchener Rück beziffert die volkswirtschaftlichen Schäden auf 11,5 Mrd. €.
Eisenbahnstrecken und Autobahnen – darunter auch die A8 zwischen Heimsheim und Karlsruhe – waren tagelang unbefahrbar. In Baden-Württembergischen Wäldern fiel Lothar das Dreifache des üblichen Jahreseinschlages (30 Mio. Festmeter) zum Opfer. Der Landkreis Bölingen hatte ca. 1.000.000 Festmeter Verlust zu beklagen, im Bezirk Leonberg waren es ca. 200.000 Festmeter.
Mehr als 4 Millionen Haushalte waren zum Teil für mehrere Wochen ohne Strom.

Noch am Schadenstag begannen die ehrenamtlichen Retter der Freiwilligen Feuerwehr Leonberg, des Technischen Hilfswerks OV Leonberg und des Deutschen Roten Kreuzes OV Leonberg damit die Sturmfolgen zu beseitigen. Dabei mussten 256 sturmbedingte Einsätze, vom umgeknickten Baum über abgedeckte Dächer, umgestürzte Kamine bis hin zum Verkehrsunfall abgearbeitet werden.
Da diese Einsätze teils zeitkritisch und Menschenleben in Gefahr waren mussten die Helfer trotz der Gefahr durch umstürzende Bäume und umherfliegende Gegenstände bereits während des Sturmes ausrücken.

Die große Menge der Sturmschäden sorgte dafür, dass es für alle Helfer auch in den folgenden Tagen genug zu tun gab. Zudem kam auch noch Sturmtief Martin, dass seinem „großen Bruder“ bereits am 27.12.1999 folgte.

Unser Dank gilt daher allen bei diesem Großeinsatz beteiligten Helfern, die mit Ihrem Arbeitseinsatz ermöglichten, diese Herausforderung zu meistern.
Besonderer Dank gilt aber den Familien der eingesetzten Helfer, die meist nicht nur am zweiten Weihnachtsfeiertag 1999 auf ihre Väter, Mütter, Geschwister, Partner verzichten mussten. Ohne deren Rückhalt wäre ein solcher Einsatz nicht zu stemmen gewesen.
Ebenfalls bedanken möchten wir uns bei der Leonberger Bevölkerung, die uns an diesen chaotischen Tagen ebenfalls nicht unerheblich unterstützte.

Quellen:
Archiv der Freiwilligen Feuerwehr Leonberg
Wikipdia: http://de.wikipedia.org/wiki/Orkan_Lothar
Münchner Rück: http://www.munichre.com/publications/302-03108_de.pdf
Leonberger Kreiszeitung: http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2331301_0_9223_-leonberg-der-schock-von-damals-sitzt-heute-noch-tief.html



Bericht aus der Leonberger Kreiszeitung:


Der Schock von damals sitzt heute noch tief

Peter Meuer, veröffentlicht am 28.12.2009

Als Reinhold Kratzer am 26. Dezember 1999 aus dem Fenster seines Forsthauses geschaut hat, sah er, wie links und rechts die Bäume umknickten. "Es geschah am hellen Tag", berichtet der Leiter des Böblinger Kreisforstamtes. "Der sturm entwurzelte ganze Waldbestände, hinterließ große Kahlflächen"; In wenigen Stunden sei alles vorbei gewesen.

Im Gegensatz zu dieser direkten Erfahrung hat Helmut Weishaar zunächst gar nichts vom tosenden Sturm mitbekommen. "Ich habe mein Patenkind besucht", erinnert sich der Leiter des Forstbezirks Leonberg. Erst aus den Nachrichten erfuhr er vom großen Sturm. "Ich habe dann die Revierleiter in Leonberg angerufen, die mir von Schäden berichtet haben", sagt er.

Es gibt viele solche Geschichten und Anekdoten darüber, wie die Menschen in Baden-Württemberg, im Kreis Böblingen und in Leonberg den Orkan Lothar erlebt haben. Der größte Sturm in der neueren baden-württembergischen Geschichte tobte vor genau zehn Jahren und zwei Tagen übers Land und durch die Wälder. Im Leonberger Haldengebiet musste ein Anwohner mit ansehen, wie sein Auto mehrere Meter durch die Gegend geschoben wurde. In Renningen hob der Sturm den Wetterhahn vom Dach der Petruskirche. An der Kläranlage in Friolzheim deckte Lothar gleich das gesamte Dach ab.

Für die Förster im Kreis gingen die Unbilden aber erst in den folgenden Wochen und Monaten so richtig los. Der Schock sitzt heute noch tief, sagt Reinhold Kratzer. Das ganze Ausmaß der Zerstörungen, die Lothar in den Wäldern im Altkreis Leonberg angerichtet hatte, konnte Helmut Weishaar erst einige Tage später erfassen. "Mit einem Hubschrauber sind wir über die Wälder geflogen, haben die Schäden begutachtet", erzählt Weishaar. Im Landkreis Böblingen fiel rund eine Million Festmeter Sturmholz an, davon allein im Bezirk Leonberg weit mehr als 200 000 Festmeter. Im Enzkreis waren es fast 900 000 Festmeter, davon im östlichen Teil des Kreises knapp 150 000. An die 30 000 Festmeter Holz gab es im Renninger Wald, so schätzte Revierförster Rolf Maier damals - sechsmal so viel, wie im Wald rund um die Rankbachstadt sonst im Jahr geschlagen wird. Etwa fünf Hektar freie Fläche gab es nach dem Sturm auf der Leonberger Gemarkung im Staatswald Hirschau. "Solche großen Kahlflächen waren nach Lothar keine Seltenheit", sagt Helmut Weishaar.

Die Holzpreise rutschten in den Keller wegen des Sturmholzes, das den Markt überschwemmte. "Das hing von der Sorte ab, aber es gab Preiseinbrüche von etwa 30 Prozent", schätzt Reinhold Kratzer. Binnen eineinhalb Jahren sollte das Sturmholz aus dem Wald geholt und verkauft werden. "Nicht zu schnell und nicht zu langsam", sagt Reinhold Kratzer.