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Spaß und Ernst liegen nah beieinander

Bericht vom 12.05.2010
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Artikel aus der Leonberger Kreiszeitung vom 12.05.2010.

Leonberg Von einer harmlosen Löschübung eilt die Feuerwehr quer durch die Stadt zu einem echten Einsatz.

Von Michael Schmidt.

Am Ende ist Herbert Mann erleichtert: "Das war wohl mehr die Aufregung", sagt der Leonberger DRK-Bereitschaftsleiter, als seine Sanitäter Hausbewohner nach einem Wohnungsbrand in der Bergstraße in ihre Obhut nehmen. Die Feuerwehr hatte am Montagabend einen Küchenbrand schnell gelöscht. Durch den starken und giftigen Qualm wurde das Haus aber bis auf weiteres unbewohnbar, zwei Familien mussten bei Bekannten eine Bleibe finden.

Unterwegs waren die freiwilligen Retter der Feuerwehr ohnehin. Denn sie wurden mitten aus einer groß angelegten Übung in der Höfinger Behindertenwerkstatt herausgerissen, in Augenblicken wurde aus Spaß ein drastischer Ernstfall - ganz normaler Alltag für die engagierten Wehrleute rund um Stadtbrandmeister Günter Widmaier, die allesamt ganz normale Jobs haben und im Zweifel Kopf und Kragen für ihre Leonberger Mitmenschen riskieren.

Begonnen hat der aufregende Abend ganz entspannt. Wobei: Bernd Schumann ist schon um 19 Uhr auf Zack. Mit einer schmucken Feuerwehrmütze versehen, patroulliert der 50-jährige Mitarbeiter der Höfinger Werkstatt für Behinderte vor seiner Firma auf und ab. Ab und an nimmt er die Hand vor den Mund und schwätzt in ein Funkgerät, das nur er sieht. Der Werkstattchef Ricky Feuchter lächelt, als er seinen Schützling sieht. "Der passt auf", sagt er, während er etliche andere Mitarbeiter der Behinderten-Werkstatt sowie einige Mitarbeiter und Freunde des Hauses in dem großen Gebäude verteilt. Die Behinderten sind gut gelaunt, lachen über den Rauch, den der Höfinger Abteilungskommandant Klaus Schmid und sein Vize Markus Kucher reinlassen. Buchstäblich: Disconebel schafft in wenigen Minuten eine undurchdringliche Wand aus Qualm.

Schumann wandert immer aufgeregter auf der Straße auf und ab, kann es gar nicht erwarten, dass seine Kameraden kommen - endlich biegt das erste Tanklöschfahrzeug der Höfinger um die Ecke, ruhig und konzentriert erfassen die Freiwilligen die Übungsaufgabe, in wenigen Minuten sind Löschschläuche ausgerollt, steht ein Trupp Atemschutzträger parat, und nun trudelt auch der Rest des Löschzuges ein. Ein prähistorisches Fahrzeug, ein mehr als 30 Jahre alter Daimler, rettet die Höfinger in höchster Not. Fast 25 Jahre hat die Leonberger Drehleiter auf dem Buckel, die nun auch um die Ecke biegt. Stadtbrandmeister Günter Widmaier übernimmt persönlich eine Fahrt im luftigen Korb und simuliert die Rettung eines Schwerverletzten.

Die Behinderten sind begeistert und bleiben lammfromm am Sammelpunkt, zu dem die Wehrleute sie bringen. Auch Bernd Schumann tut, was der echte Feuerwehrmann ihm sagt und geht zu der Gruppe. "Der ist klasse, das ist unser Brandschutzbeauftragter hier", sagt Günter Widmaier. Übungen mit Behinderten seien regelmäßig notwendig, so der Stadtbrandmeister, wichtig für beide Seiten: "Behinderte reagieren in Notsituationen anders, so schaffen wir Vertrauen."

Eine Minute später ist Schluss mit Sonntagsreden: In Eltingen wird ein Küchenbrand gemeldet. In aller Eile rafft die Feuerwehr Personal und Ausstattung des Kommandowagens zusammen und rast einmal quer durch die Kernstadt: Eine 35-Jährige hat in der Bergstraße zwei Kochtöpfe auf dem Herd vergessen - das Essen entzündete sich, die Flammen haben auf die Oberschränke übergegriffen. Statt sanften Disconebels quillt dichter schwarzer Rauch aus den Fenstern. Aufmerksame Nachbarn entdecken den giftigen Qualm, alarmieren die Hausbewohner und die Feuerwehr.

Weniger entspannt, mit Vollgas eilen 30 Wehrleute in Minutenschnelle herbei, löschen den Wohnungsbrand und sorgen dafür, dass die Schadenshöhe von 30 000 Euro nicht noch weiter steigt. Was als harmloser Übungsabend begonnen hat, endet mit einem echten Einsatz.