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LKZ: Als der rote Hahn bedrohlich auf den Dächern krähte

Bericht vom 15.12.2011
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Als der rote Hahn bedrohlich auf den Dächern krähte
Artikel aus der Leonberger Kreiszeitung vom 15.12.2011

In Zeiten enger Bebauung und Wasserknappheit hatten Brände oft verheerende Auswirkungen. Das haben große Feuerbrünste im 19. Jahrhundert in Rutesheim und Leonberg gezeigt - Doch danach präsentierten sich die Ort auch moderner. Von Arnold Einholz

Die großen Brände in Rutesheim und in Leonberg im 19. Jahrhundert sind für die Betroffenen eine Katastrophe gewesen, aber sie haben die Stadtbilder bis heute entscheidend geprägt. Sowohl Rutesheim verdankt diesen Bränden seine breiten und geraden Gassen im Stadtkern, als auch Leonberg die Umgestaltung der Altstadt zwischen dem Alten Rathaus und der Stadtkirche.

Um Katastrophen ranken sich seit jeher Sagen, Gerüchte und Spekulationen. Nicht anders ist es auch mit dem großen Brand am 30. Juni 1837 in Rutesheim gewesen. Von dem heißt es, dass er sechs Wochen vorher von einer Somnambulen (Schlafwandlerin) vorausgesagt worden sei, mit der der berühmte Arzt und Schriftsteller Justinus Kerner von Weinsberg in Verbindung stand. Der Einzige der die Prophezeiung ernst nahm, war der Adlerwirt und er trat in die Feuerversicherung ein - davor war es nur Pfarrer Breitschwerdt gewesen. Dies brachte den Wirt ins Gerede und es wurde getuschelt, er habe gezündelt, um an das Versicherungsgeld zu kommen.

Doch wie das Feuer an diesen warmen Tag mitten in der Heuernte ausbrach, wurde nie geklärt. Fest steht nur, dass es in der Scheune von Gottlieb Schwarz in der Nähe des Pfarrhauses ausgebrochen war und wegen eines heftigen Nordwinds rasend schnell in der engen Bebauung um sich griff. Nicht unerheblich ist es auch gewesen, dass in dieser seit jeher wasserarmen Gegend das Löschwasser schnell ausging. Zeitzeugen berichteten, dass allenthalben nur eine fürchterliche Verwirrung geherrscht habe und von einer geregelten Feuerbekämpfung keine Rede war. Viele Bewohner kamen erst nach Stunden von der Heuernte zurück und fanden statt ihres Hauses nur noch verkohlte Trümmer. Die Haustiere liefen in Panik umher.

Das Rathaus sowie 67 Wohnhäuser und ihre Nebengebäude lagen am Abend in Schutt und Asche - 121 Familien, mehr als 500 Menschen waren obdachlos. Noch am Abend kamen Wagen mit Lebensmittel aus Leonberg und Stuttgart. Die Obdachlosen kamen bei anderen unter so dass zeitweise bis zu 25 Personen in einem Haus wohnten. Es setzte eine Welle der Hilfsbereitschaft im ganzen Land ein.

Mit dem Wiederaufbau wurde der Ludwigsburger Kreisbaurat Abel beauftragt. Er ließ neue breite Straßen anlegen. Bei den Bauern stieß das nicht auf große Zustimmung, mussten sie doch dafür Grund und Boden hergeben. Am heftigsten hat sich Pfarrer Breitschwerdt beklagt, weil er einen Teil des Pfarrgartens abtreten musste. Dabei war das Pfarrhaus beim Brand verschont geblieben. Da jammerte einer, dem die Versicherung den Verlust auf Heller und Pfennig ersetzt hat.

Ähnlich dramatisch wie 58 Jahre zuvor in Rutesheim ist es am 8. September 1895 in Leonberg zugegangen. An diesem heißen Sonntag, mitten in der Hopfenernte, herrschte reges Leben in der Stadt. Gegen 15 Uhr hallte aber plötzlich der Ruf "Feuer" durch die Straßen und die Sturmglocken läuteten. Da schoss bereits eine riesige Flammensäule aus der Scheune des Schuhmachers Längerer in der Zwerchgasse gen Himmel. Der sich explosionsartig entzündende Hopfen wirbelte empor und fiel als Feuerregen auf die Stadt. Das von der langandauernden Hitze ausgetrocknete Gebälk und die enge Bebauung bewirkten, dass schnell das ganze Viertel zwischen Rathaus und Kirche in Flammen stand.

Die Feuerwehr leistete Großartiges. Mit Hilfe der Wehren aus den Nachbarorten konnte verhindert werden, dass die Kirche, das Rathaus und die Häuser der benachbarten Straßen auch ein Raub der Flammen wurden. Doch auch hier ging bald das Löschwasser aus. Nun wurde Wasser mit Wagen aus dem Feuersee, wo heute das Seedamm-Center steht, gebracht. 56 Wohnhäuser und 16 Scheunen brannten dennoch ab. Wie auch beim Brand in Rutesheim kamen in Leonberg aber keine Menschen zu Schaden.

Auch die Leonberger erfuhren viel Solidarität. Der Wiederaufbau ging zügig voran. Die ersten 15 Häuser waren bereits im April des folgenden Jahres fertig. Für die abgebrannten 56 Wohnhäuser wurden nur noch 23 errichtet und es entstanden breite Straßen. Gleichzeitig wurde in der Stadt die Kanalisation angelegt.